Dass du auf deinen Körper hören solltest, hast du sicher schonmal irgendwo mitbekommen. Das macht für einige Menschen intuitiv Sinn. Andere tun sich eher schwer damit. Was bedeutet das überhaupt? Der Körper spricht doch nicht. Doch, auf gewisse Weise schon. Nicht mit Worten, aber mit Eindrücken und Reaktionen anhand derer du dein Befinden, deine Bedürfnisse und deine Natur erkennen kannst. Indem du dein Bewusstsein in den Körper bringst und achtsam für die Wechselwirkungen zwischen Körper, Geist und Umwelt bist, erhältst du ein wertvolles Hilfsmittel für dein Leben.
Tauch mit mir tief ein in eine Perspektive, die Körper und Geist zusammenbringt und das Leben mit Sinn erfüllt!
Lesedauer ungefähr 15 Minuten (oder du liest nur, was dich interessiert :))
Das Unbewusste bewusst machen
Bewusstsein und Körperlichkeit zu verbinden ist gar nicht so einfach. Vielen Menschen fehlt diese Verbindung zu sich selbst oder sie ist schwer zu deuten. Aber das Bewusst-sein kannst du über den Körper lernen und üben! Du kannst durch Achtsamkeit sozusagen ein offenes Ohr dafür entwickeln, was dein Körper dir sagen möchte. Das klappt vielleicht nicht sofort, das Verhältnis zum Körper muss sich erst einmal aufbauen, wie eine Beziehung. Aber indem du Zeit und Aufmerksamkeit darin investierst, wirst du diese Beziehung vertiefen und erweitern.
In unserem Inneren läuft vieles unterbewusst ab: Reaktionen, Entscheidungen, Stimmungen. Genauso im Körper: Spannungen, Reflexe, Empfindungen. All diesen Dingen bist du dir nie vollumfänglich bewusst, sondern immer nur in Ausschnitten. Manche Dinge drängen sich sehr deutlich in das Aufmerksamkeitsfeld. Oft sind das negative Dinge, z.B. körperliche Schmerzen oder Unannehmlichkeiten, „negative“ Emotionen wie Angst und Kummer. Positive Eindrücke erleben wir eher, wenn sie deutlich sind, wenn dir zum Beispiel die Sonne auf die Haut scheint oder du in ein Stück Schokolade beißt. Neutrale Eindrücke nehmen wir selten wahr.
Vieles davon macht aus evolutionärer Sicht Sinn. Wir nehmen negative Reize schnell wahr, weil sie unser Überleben gefährden. Wir nehmen positive Reize irgendwann nicht mehr wahr, weil sie nichts besonderes mehr darstellen, auf das wir hinarbeiten müssen. Doch das Menschliche Sein geht über das reine Überleben hinaus. Unser Bewusstsein ist nicht mehr nur dafür da, uns am Leben zu halten, sondern kann uns helfen unser Leben und das anderer zu bereichern, uns weiterzuentwickeln.
Ich spreche hier gerne vorsichtig von einer „neuen Bewusstseinsstufe“, ohne damit etwas Übernatürliches zu meinen. Das Bewusstsein ist kein unerklärliches, mystisches Etwas, sondern die Summe unserer mentalen Handlungen, Reaktionen und der Wechselwirkung zwischen Körper und Geist.
Manche Nachrichten haben eine tiefere Bedeutung. Geben dir Auskunft über etwas in deinem Inneren, das dir nicht bewusst war. Ein Körperteil, der immer auf bestimmte Eindrücke verspannt oder entspannt. Eine Haltung, die du als Reaktion auf etwas einnimmst. Ein „Hin“ oder ein „Weg“ von Situationen. Eine Abfolge von Reaktionen, ein Fluss der entsteht und das Stocken davon. Durch diesen Prozess wirst du also auch dich selbst besser kennenlernen und hast sogar die Möglichkeit zu dem Menschen zu werden, der du gerne sein möchtest.
So bringst du Bewusstsein in den Körper
Bewusstsein in den Körper zu bringen kannst du in mehreren Schritten üben und erleben:.
- Den Körper in Ruhe betrachten, den Fokus nach innen richten
- Den Körper in Bewegung betrachten, den Fokus nach außen und in die Interaktion richten
- Den Körper in Aktivität betrachten, beobachten wie der Fokus fließt
- Bewusst „bleiben“ und die Schritte vertiefen
Diese Schritte sind nicht zwingend linear, je nach deiner Natur kannst du sie separat üben oder dir bewusst machen, wo du das vielleicht sogar schon tust. Wenn du rausbekommen möchtest, wo DU damit beginnen solltest, frage dich zunächst, wo du gerade stehst. Was würdest du sagen, wie genau nimmst du deinen Körper schon wahr? Zum einen rein sensorisch: Nutzt du alle deine Sinne? Kannst du auf Wunsch Körperteile wahrnehmen und dich in Eindrücke „sinken“ lassen? Wenn für dich noch unklar ist, was ich damit meine, dann beginne eher in Ruhe.
Dazu gibt es das hilfreiche Konzept einer Progression: Isolieren – Integrieren – Improvisieren. In der Entwicklung (oder Weiterentwicklung) von Prozessen, Training, Übungen etc. macht es demnach Sinn, Dinge zunächst isoliert zu betrachten und zu üben. In Ruhe, ohne Ablenkung oder Druck fällt es leichter, sich Neues bewusst anzueignen und es ist jederzeit möglich innezuhalten und nach zu justieren. Als nächsten bringen wir es in Verbindung mit anderen Tätigkeiten oder in ausgewählte Kontexte. Dabei geht es immer noch um das Aneignen, das Festigen und „Bewusst-bleiben“ der neuen Eigenschaft oder Fähigkeit. Schließlich kannst du damit improvisieren, also spielerisch, im Fluss agieren. Das neue Verhalten ist im Unterbewusstsein und in deinen Habitus übergegangen.
Interessanterweise können wir die Eindrücke alleine durch unser Bewusstsein verstärkt oder gedämpft wahrnehmen. Das führt dazu, dass wir beispielsweise für positive Eindrücke „blind“ werden, gar nicht wahrnehmen, dass die Sonne scheint oder die Schokolade wunderbar schmeckt. Oder dass sich Schmerzen verstärken, weil die Gedanken darum kreisen.
Körper in Ruhe wahrnehmen
Am einfachsten fällt das Wahrnehmen in Ruhe, ohne Ablenkungen und Belastungen. In Ruhe kannst du eine grundlegende Verbindung zum Körper herstellen und daran dein aktuelles Befinden ablesen. Außerdem ist es natürlich auch hilfreich einfach mal inne zu halten und zur Ruhe zu kommen. Dadurch wird das „Üben“ dieses Schrittes auch zum eigenen Sinn und Zweck.
Halte einfach inne, zum Beispiel im Sitzen oder Stehen und nimm wahr, was dein Körper meldet. Innere Eindrücke, Empfindungen und Regungen oder äußere Sinneseindrücke und Reize. Das Kribbeln der Haut, das Gewicht des Körpers, der Kontakt des Körpers mit sich oder der Umwelt, das Fließen des Atems… Es gibt eine quasi endlose Zahl an Dingen, die du wahrnehmen könntest. Kein Wunder, dass vieles davon unterbewusst bleibt, bis wir hingucken. Zeit das zu üben und das Bewusstsein für all diese kleinen Dinge zu erweitern.
Hast du schonmal meditiert? Dann hast du sicher schon ein Bild davon, was das bedeutet. Wir richten die Aufmerksamkeit auf den Körper, einzelne Körperteile oder Aspekte davon. Dazu gibt es zwei grundlegende Ideen:
- Die Aufmerksamkeit bewusst steuern
- Die Aufmerksamkeit fließen lassen
Die Aufmerksamkeit steuern bedeutet, dass du sie bewusst auf Aspekte oder Körperteile lenkst. zum Beispiel in Form eines Body Scans. Wenn du möchtest, findest du ein paar solche Körpermeditationen von mir hier: Meine Meditationen auf Insight Timer
Die Aufmerksamkeit fließen zu lassen bedeutet, dass du offen bist für die Eindrücke, die sich in dein Aufmerksamkeitsfeld drängen. Dass du diese wahrnimmst, wie sie wirklich sind (das ist übrigens auch elementarer Bestandteil im „Vipassana„) und dass du sie kommen und gehen lässt. Solch friedvolles Verweilen oder meditieren passiert eben nicht nur im Kopf, sondern auch im Körper. Wenn dir das schwer fällt, kannst du auch die generelle Aufmerksamkeit auf den Körper richten und schauen, was sich dort zeigt.
Körper in Bewegung wahrnehmen
Eine Erweiterung des Körperbewusstseins kannst du in Bewegung üben. Dabei wahrzunehmen, wie der Körper ist, wie sich An- und Entspannung abwechseln, wie Kräfte durch den Körper fließen und wie der Kontakt zur Umwelt ist.
Dafür bieten sich zunächst weniger intensive Bewegungsformen an, zum Beispiel Praktiken wie Qi Gong, Tai Ji und Yoga. Es herrscht Aktivität, es gibt Klarheit darüber, was als nächstes kommt, dadurch kannst du dich voll darauf konzentrieren, bei „einfachen“ Tätigkeiten bewusst zu bleiben. Gleichzeitig ist die Intensität nicht so hoch, dass sie dich aus dem Bewusstsein holt.
Es bieten sich aber auch freie, sanfte Bewegungsformen an. Wenn du möchtest, kannst du das ja mal in einer meiner Bewegungsroutinen testen. Einfach mitmachen und das ganze wie eine aktive Meditation betrachten.
Mit steigender Intensität, Belastung und Komplexität wird es schwieriger bewusst zu bleiben und wir verfallen entweder in bekannte Verhaltensmuster oder in starke Emotionen. Theoretisch ist es aber möglich selbst unter höchsten Belastungen bewusst und klar zu bleiben. Dabei hilft es wieder die Eindrücke so wahrzunehmen, wie sie wirklich sind. Ohne Deutung, Anhaftung oder persönliches Reinsteigern.
Kleine Anekdote: Ich bin früher viel gelaufen und habe das immer wie „Meditation in Bewegung“ verstanden. Momente größter Klarheit hatte ich beim Laufen von Marathons. Statt mich in mein Leid („Meine Füße tun weh!“) zu ergeben, habe ich immer wieder einfach nur wahrgenommen. Wie faszinierend das Bewusstsein doch sein kann.
Körper in Aktivität wahrnehmen
Steigen die Freiheiten, die du erlebst, kommst du immer mehr in ein improvisiertes Bewusstsein. Wenn du gerade keiner bestimmten Aktivität nachgehst, sondern dich einfach von deinem Gefühl treiben lässt, dann improvisierst du wahrscheinlich. Oder wenn du einer Aktivität nachgehst, die viele Freiheiten zulässt, wie Tanzen. Wie viel „viel“ ist, hängt von dir selbst und deiner Intention ab.
Dabei kann es helfen, sich auch Automatismen bewusst zu werden. Wenn du immer wieder in die gleichen Verhaltensmuster fällst, kannst du dich fragen, ob das so ist, weil es dir gut tut und wirklich gerade das beste ist, oder ob du nicht eigentlich gerade eher etwas anderes machen würdest.
in allen freien Aktivitäten kannst du auch den Fluss wahrnehmen, einen ständigen Wandel, das Kommen und Gehen von Eindrücken, Aktivitäten und Reaktionen, Anspannung und Entspannung. Im Sinne des Flusses (oder auch „Flow“) kannst du beobachten:
- Wie du dich an einem Ende der „Welle“ fühlst – z.B. bei Anspannung oder Entspannung
- Wie sich der Wechsel vom einen in das andere anfühlt. Fließend, stockend, zurückhaltend?
- In welchem Tempo und Rhythmus der Wechsel stattfindet
Dieser Fluss ist also ein Bild, das dir helfen kann, dein Handeln zu reflektieren. Schließlich wirst du aber auch irgendwann das Gefühl für Fluss entwickeln und darin noch mehr sehen, das dieses reine Konzept. Es ist ein wunderbares Gefühl, das dir durch Bewusstsein und durch deinen Körper ermöglicht wird. In meinen Augen ist dieses Gefühl der Grund zu leben.
Bewusst „bleiben“
Du wirst feststellen, dass das Bewusst-werden ein Prozess ist. Dass du mit der Übung immer tiefer eintauchen kannst in deine Wahrnehmung. Und dass es dir leichter fällt in diesem Zustand zu bleiben. Wenn es dir gelingt, auf Wunsch oder intuitiv bewusst zu werden, dann kannst du bei jeder kleinen Entscheidung den Körper mitnehmen. Wahrnehmen wie Dinge wirklich auf dich wirken. Und mit dieser Hilfestellung bewusst durch ein erfülltes Leben navigieren.
Ich wünsche dir alles Gute für deinen Weg! Wenn du Fragen hast, oder dir Unterstützung wünscht, komm gerne auf mich zu.
Dein Norwin